Off-Road zwischen Lagunen und Vulkanen

Dezember 2016 / Januar 2017
 
Vorbemerkung  
Akklimatisation: Höhe

In Fortsetzung der Lagnuas-Route durch Südbolivien sollte es jetzt im Norden Chiles weitergehen. Offroad zwischen den Vulkanen umher fahren, den einen oder anderen Gipfel erklimmen, und nicht zu letzt auch die Atacamawüste rund um San Pedro de Atacama erkunden.

Akklimatisation: Hitze und Trockenheit

Gestern bin ich in San Pedro de Atacama angekommen. Zuerst mit dem Inlandsflug aus Santiago nach Calama, dann per Bustransfer nach San Pedro. Das Fahrrad steht zusammengebaut und startklar in meinem Hostelzimmer. Jetzt versuche ich mich an das heiße, trockene Klima zu gewöhnen. Es gibt viel zu entdecken rund um das kleine Oasenstädtchen, von dem aus man den Vulkan Licancabur am Rande des Altiplano stets im Blick hat.

Ich entscheide mich, das Valle de la Luna zu erkunden, das interessante Wüsteneindrücke verspricht. Und ich beschließe, zur Eingewöhnung mit vollem Gepäck zu radeln. Ich kaufe noch Getränke: Wasser und diverse bunte Brausegetränke, insgesamt etwa drei Liter. So am frühen Nachmittag komme ich los. Bereits nach 5 Kilometern, am Kassenhäuschen für das Valle de la Luna, quält mich der Durst.

Der Wind, der ab Mittag vom Pazifik her auffrischt, wirkt wie das Gebläse eines Föhns. Ein kalter Saft aus dem Kühlschrank am Ticket-Office schafft Abhilfe, sobald ich aber wieder dem Wind und der brennenden Sonne ausgesetzt bin, ist der Mund sofort wieder wie ausgetrocknet. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, mit vollem Gepäck zu starten… Zum Glück gibt es am Pistenrand immer wieder überdachte Rastplätze, meistens dort, wo es Besonderes zu sehen gibt. Ich besichtige eine Höhle, die das Wasser und der Wind in die Lehmformationen geschaffen hat, aber bereits an der großen Sanddüne ist es mir zu anstrengend, da auch noch hoch zu wandern.

Längst schiebe ich die steilen Anstiege über die Cordelliera del Sal, das Salzgebirge. Es sind spitze Lehmberge, durchzogen mit Gips und Kreideadern. Es sind zwar insgesamt nicht mehr als 300 Höhenmeter zu bewältigen, aber mein Körper ist die unglaubliche Trockenheit nicht gewöhnt, und so fühle ich mich mit jedem Atemzug wie ausgedörrt. Mein Getränkevorrat schwindet.

Endlich bin ich oben, und nun kann ich die Fahrt vorbei an steilen, roten Lehmwänden und über weiße Salzflächen auch genießen. Belohnt werde ich dann auch noch mit einer langen Abfahrt. Es folgen dann aber noch einmal quälende fünf bis sechs Kilometer auf einer Wellblechpiste, ohne Schatten. Meine Energiereserven sind schon längst verbraucht. Mein Wasser ist auch fast leer, und mir wird schlecht.

Im Flimmern der Luft sehe ich da, wo die Piste auf die Teerstraße aus Calama trifft, eine Betonmauer. Schatten. Bis dahin noch. Dann eine Pause. Etwa eine Viertelstunde sitze ich in dem Schatten und versuche, den zu hohen Puls wieder unter Kontrolle zu bekommen, bevor ich langsam weiter fahre. Ich muss noch wieder 250 Höhenmeter zurück über die Cordelliera del Sal, diesmal zwar auf Teerstraße, aber die Höhenmeter bleiben. Ich fühle mich so leer, wie meine Wasserflasche es nun fast ist. An jedem schmalen Schatten, den die Verkehrsschilder werfen, setze ich mich kurz hin. So teile ich den Anstieg in winzige Etappen ein, und dann bin ich auf einmal oben und habe sogar noch ein paar Schluck Wasser übrig!

Dies ermöglicht mir, noch eine längere Pause an dem Aussichtspunkt über das Valle de la Luna einzulegen. Der Wind ist jetzt am späten Nachmittag zum Sturm geworden, zum Glück für mich von nun an von hinten.

Kurz vor Sonnenuntergang rolle ich dann wieder in San Pedro ein. Ich gönne mir ein Essen in einer Kneipe, trinke viel. Trotz aller Anstrengung bin ich zufrieden. Ich weiß, dass ich gut regenerieren werde, und dass mein Körper ab heute gut mit der Trockenheit zurechtkommen wird.

Vorbemerkung  
Akklimatisation: Höhe