Das Glück als Staatsziel, das Glück auf dem Fahrradsattel
Trongsa | Haa |
Die schönen Täler von Bumthang |
Trongsa liegt auf 2150 Meter Höhe und die Fahrt hoch zum Yotang La auf 3436 Meter ist abschnittsweise sehr steil. Ich komme nur sehr langsam und mühsam voran. Für die 28 Kilometer benötige ich fast fünf Stunden. Auf der Passhöhe wehen hunderte von Gebetsfähnchen im Wind, Mitten in der Straße steht ein großer tibetischer Stupa, um den fast alle Autofahrer eine volle Umkreisung machen, bevor sie ihre Weiterfahrt fortsetzen. Wie sich später herausstellt, macht das sogar der öffentliche Linienbus. Ich fahre mit meinem Fahrrad sogar dreimal um den Stupa, damit die Sache mit der glücklichen und gesunden Rückkehr auf alle Fälle klappt. Gut, dass ich noch warmen Tee in meiner Thermoskanne habe.
Wegen des Fahrtwindes muss ich die Abfahrt mit Handschuhen machen. Die Abfahrt geht leider nur etwa 400 Höhenmeter runter, dann komme ich schon aus dem Wald und radle durch eine Ackerlandschaft mit vielen Bauernhäusern. Ich bin im Chhume-Tal angekommen, dem ersten der vier Bumthang-Täler.
Die Region wurde schon früh in der buddhistischen Geschichte Bhutans besiedelt und besitzt daher viele sehr alte Klöster, Tempel und Heiligtümer. Die Region Bumthang ist auch für eine breite landwirtschaftliche Produktpalette bekannt, so für die Kartoffeln, den Buchweizen, die Äpfel und Pflaumen oder den Käse und Honig. Die Fahrt geht immer weiter talabwärts, durch die Ortschaften Domkhar und Zungney. Nach wenigen Kilometern und ein paar Höhenmetern im Kiefernwald erreiche ich den Kiki La auf 2852 Metern.
Nun geht es wieder in schnellen und engen Kurven hinab. Ich erreiche das Choekhor-Tal und die Provinzhauptstadt Jakar. Ich werde zwei Tage und drei Nächte in Jakar verbringen – das Programm ist straff und eng getaktet. Es wird den Abschluss meiner diesjährigen Radreise bilden und ich habe vor, in diesen beiden Tagen so viel wie möglich zu erkunden. Das gesamte Tal von Jakar, auch Bumthang-Tal genannt, bietet so viele und unglaublich interessante Dinge aus der langen Geschichte Bhutans, dass ich am liebsten alles erkunden und fotografieren möchte. Das wird jedoch nicht klappen – zumindest nicht heute und morgen. So zeichne ich mir einen Kreis in die kleine Landkarte des Tals und beginne im Osten bei der Molkerei und Brauerei des Schweizers Fritz Maurer. Anschließend nehme ich mir alle Klöster, Tempel und Stupas vor, die ich mit meinem vom Gepäck befreiten Fahrrad erreichen kann.
Im Norden von Jakar wechsle ich auf einer Hängebrücke die Uferseite des Choekhor Chhu und komme an den berühmten und bekannten Klöstern Kurjey Lakhang, Zangto Pelri Lhakhang und Jampey Lhakhang vorbei.
Am Nachmittag kurble ich dann noch steil hoch zum Dzong und erreiche mit der untergehenden Sonne wieder das Hotel. Der nächste Tag gehört dem dritten Bumthang-Tal: dem Tang-Tal. Dazu muss ich zuerst auf der Straße nach Mongar für elf Kilometer weiter nach Osten fahren, bevor ich auf die staubige und sandige, teilweise aber auch sehr steinige Piste nach Tang gelange. Die Piste ist an manchen Abschnitten wirklich eine Herausforderung für mich. Es ist steil, kurvig und die Oberfläche besteht aus Sand oder schlimmstem Flussschotter-Pflaster. Kilometer für Kilometer quäle ich mich vorwärts. Vom Abzweig an der Asphaltstraße bis zum Dorf Kyizum sind es 21 Kilometer, vom Hotel somit 32 Kilometer. Die gleiche Strecke muss ich bis zum Abend wieder zurück. Wenigstens ist das Wetter optimal, der Himmel blau und die Dämmerung braucht heute lange, bis sie das letzte Licht geschluckt hat. So schaffe ich auch alle Sehenswürdigkeiten des Tang-Tals zu sehen, wenn auch manchmal nur von außen.
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Resümee
Bhutan ist ein Land mit sehr viel Wildnis, und doch war es eine Radtour durch eine äußerst kultivierte Landschaft, Lebensweise und Landesgeschichte.
Die tiefen Spuren, die der Buddhismus in diesem Land hinterlassen hat und die sich in alle Bereiche des Alltags und des spirituellen Lebens der Menschen festgesetzt haben, machen eine der ganz großen Faszinationen des Landes aus.
Die große Verehrung, die den beiden Königen zuteil wird und besonders die hoch gelobte weitsichtige Politik des vierten Königs halten das kleine Land nicht nur zusammen, sondern haben einen besondern Nationalstolz entstehen lassen.
Bhutan ist sicherlich nicht das Paradies oder das Shangri La, wo alle Menschen in glücklicher Harmonie miteinander und mit der belebten Natur im Einklang leben. Aber bei all den Ländern, die ich bisher bereist und intensiv betrachtet habe, kommt Bhutan diesem Ideal doch schon auf vielen Ebenen sehr nahe.